Kaum eine Tierart ist so sehr auf die Durchwanderbarkeit ihres Gewässers angewiesen wie die darin lebenden Fische. Fast jede Fischart vollzieht
Flussaufstiege, obgleich deren Gründe ganz unterschiedlich sind (Überwinterung, Laichen und Nahrungssuche sind die wichtigsten). Durch Beobachtungen an den bestehenden Fischaufstiegen wissen wir, dass Fischwanderungen quasi im ganzen Jahr stattfinden und sich nur durch die Art des gerade wandernden Fisches unterscheiden. Fische orientieren sich an ihrem hydraulischen Umfeld, um den richtigen Weg zu finden. Manche Fischarten sind zudem auf eine schnelle Durchwanderung angewiesen, im schlimmsten Fall erreichen sie Laichplätze nicht Rechtzeitig, und die Population erleidet einen Totalausfall.
Die Anforderungen und Erwartungen an einen Fischaufstieg erscheinen schwerwiegend, umso überraschender dürfte daher ihre oft sehr schlichte und
ansehnliche Bauweise sein. Sogenannte Fischtreppen stellen die Durchwanderbarkeit der Gewässer entgegen dem Strom wieder her. Obendrein
ermöglichen sie auch Kleintieren die Überwindung von Abgrenzungen, was auch sehr wichtig für eine intakte Gewässerökologie ist.
Grob unterschieden wird hier zwischen einer natürlich wirkenden Bauweise, sowie einer technisch anmutenden Baustruktur. Oft anzutreffen sind beispielsweise klassische Solegleiten, da sie durch ihre naturähnliche Bauweise eine hohe Akzeptanz haben. Rein wissenschaftlich ist aber die natürliche Bauweise nicht unbedingt besser als eine technische. Dabei unterscheiden sie sich nur bautechnisch, aber nicht prinzipiell voneinander. Vielmehr wird die Effizienz der Aufstiegshilfen von zwei distinkten Faktoren bestimmt.
- Auffindbarkeit des Aufstieges: Bei einem Wasserkraftwerk immer auf der Seite des Kraftwerkes, nicht auf der der Schiffsschleuse. Für Bodentiere am besten zusätzlich mit einer leichten Steinrampe zur schnelleren Auffindung
- Passierbarkeit des Aufstiegs: Eine raue Sohle hilft beim Aufstieg (z.B. Schotter). Zudem müssen die hydraulischen und geometrischen Bedingungen den lokalen Fischarten angepasst sein. Treibgut muss zudem regelmäßig entfernt werden.
Ein technisches Fischaufstiegsverfahren, welches die oben genannten Voraussetzungen erfüllt, ist das Schlitzpass-Verfahren (Vertical-Slot-Fishpass). Die Fische müssen nach dem Auffinden des Passes immer durch einen kleinen, vertikal angeordneten Spalt, um eine Stufe zu überwinden. Von oben nicht sichtbar, befindet sich bei manchen Bauvarianten zusätzlich ein Störstein kurz vor dem Schlitz, um die Passage zu vereinfachen. Die Bauweise des Schlitzpass-Verfahrens bremst das Wasser ausreichend ab, wodurch der Aufstieg deutlich einfacher ist und den Fisch weniger Kraft kostet.
Ambitioniertere Vorhaben wie Anlagen mit eigens konstruierten Fischaufzügen helfen den Tieren, das Hindernis nicht aus eigener Kraft überwinden zu müssen. Dabei werden die Fische durch ein schneckenartiges Gewinde langsam nach oben befördert. Diese Anlagen befinden sich jedoch noch in der Konzeptions- und Versuchsphase. Ähnlich wie mit den Abstiegshilfen herrscht auch bei den Aufstiegshilfen ein großer Forschungsbedarf. Erst durch gründliche Beobachtungen und weiteres Innovieren werden sich neue Ansätze für den sicheren Aufstieg von Fischen einstellen.